Lutz Goetzmann und Ludwig Janus

Y – Z Atop Denk 2023, 3(6), 1.

Originalarbeit

Abstract: Die vielfältigen Beobachtungen seitens der pränatalen Psychologie zeigen, dass das vorgeburtliche und geburtliche Erleben für das Individuum einen existenziellen und prägenden Charakter hat. In der Psychoanalyse ist dieser Einfluss seit den Arbeiten Otto Ranks zwar bestens bekannt, war jedoch in seiner konzeptuellen und klinischen Bedeutung lange umstritten. In dem vorliegenden Artikel beleuchten wir die Beziehung, die zwischen Lacans Realem und einem (vor)geburtlichen Erleben bestehen könnte. Sowohl das Reale wie das (vor)geburtliche Erleben des Kindes sind vor allem dadurch gekennzeichnet, dass (noch) keine „Symbolisierung“, d.h. dass weder die Bildung imaginärer noch symbolischer Vorstellungen besteht. Allenfalls erfolgt eine spätere Repräsentation im Rahmen der „Nachträglichkeit“, d.h. einer nachträglichen Übersetzung. Wir schlagen allerdings vor, dass bereits das Ungeborene ein Bewusstsein entwickelt, das die Effekte des Realen aufnimmt. Das Bewusstsein ist phänomenal; betont man den dynamischen Zusammenhang zwischen dem Phänomenalen und Realen, ließe sich diese Dimension als das „Phänoreale“ bezeichnen. Wir sind überzeugt, dass sowohl die pränatale Psychologie wie die Lacan’sche Psychoanalyse von dieser Verknüpfung sowohl konzeptuell wie klinisch profitieren können.

Keywords: Pränatale Psychologie, Reales, Phänoreales, Nachträglichkeit, Effekt

Veröffentlicht: 30.06.2023

Artikel als Download: pdfDas Pränatale als eine Hintergrund-Dimension des Realen

 

1. Grundzüge der pränatalen Psychologie

Auf Grund der vielfältigen Beobachtungen im Rahmen der Pränatalen Psychologie kann heute gesagt werden, dass das pränatale Erleben durchaus einen existenziellen und prägenden Charakter hat. Es wird eins zu eins im Empfindungs- und Affektgedächtnis aufgezeichnet (Hochauf 2014). Deshalb können vorgeburtliche und geburtliche Erfahrungen von unserem reflexiven Gedächtnis nicht direkt erinnert werden. Sie zeigen sich aber durch Vergegenwärtigungen, die wir unter günstigen Bedingungen auf ihren Realitätsgehalt überprüfen und dann auch als Abkömmlinge früher vorsprachlicher Wirklichkeit reflektieren können. So kann sich etwa eine Vernichtungserfahrung als Folge eines Abtreibungsversuches in einer irrational erscheinenden Vernichtungsangst vergegenwärtigen. Oder eine Erfahrung von unerträglicher Enge bei einer schwierigen Geburt kann sich später als Angst vor Enge oder Eingeengtwerden verlebendigen. Die Forschung und Erfahrung in der Pränatalen Psychologie ermöglicht es heute, dass diese Vergegenwärtigungen als Wiederkehr früher Wirklichkeit reflektiert werden können (Rank 2007; Evertz, Janus u. Linder 2014; dies. 2021; Egloff u. Djordjevic 2020 u.a.). Interessant ist, dass diese Zusammenhänge in der Psychoanalyse durch die Methodik der Terminsetzung für die Beendigung der Analyse entdeckt wurden, wie sie Freud (1918) als erstes beim sogenannten „Wolfsmann“ einführte. Der Patient reagierte auf die Terminsetzung mit Geburtsempfindungen und Geburtsgefühlen, die Freud als „Geburtsphantasien“ auffasste. Die Terminsetzung wurde dann von Otto Rank (2007) übernommen. Auch bei ihm tauchten nach der Terminsetzung Geburtsempfindungen und Geburtsgefühle auf, die Rank aber als Realien der Geburt, die sich in der psychoanalytischen Situation vergegenwärtigten, auffasste. Dahinter stand die bewegende Erfahrung der Geburt seiner Tochter Helene im Jahre 1922 (Lieberman 2014). Beim Konzept der Terminsetzung besteht wohl ein Bezug zu dem Konzept des „Schnitts“ bei Lacan, durch den sich das Reale in das Symbolische „einschneidet“: „Der Schnitt ist die Einschreibung des Realen in das Symbolische“ (Nemitz 2016). Freud (1918) hingegen hielt weiterhin am Konzept der „Geburtsphantasien“ fest. Deshalb fand die Wirklichkeit der vorgeburtlichen Lebenszeit und der Geburt in der psychoanalytischen Mainstreamtradition kein breiteres Interesse mehr.

Geschichtlich ist es im Wesentlichen dann so gelaufen, dass im Rahmen der Humanistischen Psychologie vorsprachliche Settings entwickelt wurden, in welchen man ganz auf das Empfinden und Fühlen der Patienten und Patientinnen fokussierte. Dieses Vorgehen erlaubte es, die Vergegenwärtigungen aus der vorgeburtlichen und geburtlichen Zeit exakt zu beobachten, wie dies Janov (1984; 2012), Grof (1983), Emerson (2012), Hollweg (1995) und viele andere im Einzelnen beschrieben haben (vgl. Janus 2013). Besonders deutlich wird dies bei den Folgewirkungen von geburtshilflichen Eingriffen, die sich später in den Hintergrundmustern der Lebensgestaltung ausdrücken können (Emerson 2020). Hier ist die Ausgangssituation durch die Dokumentation des Geburtshelfers und das Wissen der Eltern genau bekannt, sodass sich die Nachwirkungen in den Mustern der Lebensgestaltung und eventueller Symptome eindeutiger bestimmen lassen. – Im Folgenden wollen wir untersuchen, welche Beziehung zwischen dem vorgeburtlichen bzw. geburtlichen Erleben und Lacans Konzept des Realen besteht, d.h. ob sich mit der Dimension des Nicht-Repräsentierten, die Lacan (2012) als das Reale bezeichnete, ein (vor)geburtliches Erleben beschreiben lässt, und welchen Einfluss dieses Reale auf die Register des Wissens, d.h. auf das Imaginäre und Symbolische ausüben kann.

 

2. Idee und Materie

2.1. Das Reale, Imaginäre und Symbolische

Lacan (2012) unterscheidet drei Register der psychischen Wirklichkeit: Das Reale, Imaginäre und Symbolische. Diese sind im „Borromäischen Knoten“ miteinander verflochten. Das Reale ist das Nicht-Repräsentierte; in diesem Sinne ist es das Unmögliche, d.h. vom späteren Erleben her unmöglich Wahrnehmbare als Kern des Unbewussten. Das Imaginäre ist das Bildhafte. Es lässt sich mit Freuds Sachvorstellungen vergleichen, die durch die libidinöse Besetzung visueller Erinnerungsspuren entstehen, das Imaginäre ist sowohl unbewusst wie bewusst. Das Symbolische ist das Sprachliche, vergleichbar mit den Freud’schen Wortvorstellungen, die sich durch die Besetzung akustischer Erinnerungsspuren bilden (Freud 1915, S. 300; Freud 1923, S. 248). Das Imaginäre umfasst die Welt der Phantasmen, des Scheins und der Projektionen; es betrifft die Dualität, Idealität und Ganzheit; das unbewusste Körperbild ist imaginär. In einem umfassenderen Sinn entwickelt sich das Imaginäre aus den Spiegelungen des Subjekts, d.h. aus dem Spiegelstadium, in welchem sich das Kind im Spiegel entdeckt (Evans 2002, S. 146 ff.). Das Symbolische meint nicht nur einzelne Wörter (d.h. die „Signifikanten“) oder Begriffe und deren Sequenz, sondern das Symbolische impliziert auch die Struktur der Sprache und überhaupt jede Art von Struktur, so auch die Struktur der Logik, die Formeln der Mathematik, die Gesetze, d.h. alle Strukturen und deren Funktionen, die erst durch die Sprache möglich und denkbar werden (Evans 2002, S. 298 ff.). Das Symbolische im Lacan'schen Sinn ist somit das Sprachliche, welches das Bildhafte, d.h. die imaginären Vorstellungen zu bestimmen vermag. Erst dieses sprachliche Denken erlaubt es uns, die „Symbolik“ eines Bildes zu erfassen.2 Vor diesem Hintergrund umfasst das Imaginäre bildliche Vorstellungen der Ganzheit, des Einen, aber auch des Scheins und der narzisstischen Vollkommenheit, während sich aus der Sprache Struktur, Ordnung und Gesetz ableiten.

 

2.2. Der Körper

Hier ließe sich die Frage stellen, die vor allem auch hinsichtlich des (vor)geburtlichen Erlebens als eminent wichtig erscheint, nämlich, wie das Verhältnis dieser drei Register, also das Verhältnis des Psychischen, zum Körper ist. Wir greifen hier eine Überlegung Hegels auf, die im Kontext des sogenannten „Doppelaspekt-Monismus“ einzuordnen ist. Im dritten Band der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften schreibt Hegel: „Die Seele ist nicht nur für sich immateriell, sondern die allgemeine Immaterialität der Natur, deren einfaches ideelles Leben“ (Hegel 2016, S. 43, § 389). Die Materie ist also die materielle Seite des Ideellen, und das Ideelle die ideelle Seite der Materie. Die „Substanz“ trägt also ein doppeltes Antlitz:

Als materielle Substanz umfasst sie die Natur und damit auch das Körperliche. Als ideelle Substanz umfasst sie das Immaterielle, die Seele bzw. den (subjektiven, objektiven bzw. absoluten) Geist. Mit Lacan könnte man sagen, dass sich das Ideelle in den drei Registern des Realen, Imaginären und Symbolische entfaltet. In der tiefsten oder primordialen Schicht des Ideellen verortet Hegel (2016, S. 102, § 401 Z) die Empfindungen, die „einfache“, „natürlich“ und „unbewusst“ sind. Mit Lacan lässt sich sagen, dass diese Empfindungen real sind. Reale Empfindungen zählen also zur ideellen Seite der Materie, d.h. zur ideellen Seite des Körpers und seiner Erregungen (arousal), die sich mit Hilfe verschiedener Stoffe bzw. Botenstoffe (Neuropeptide, Hormone) im Körper ausbreiten. Sowohl die Erregungen (materielle Seite) wie die Empfindungen (ideelle Seite) bilden eine einheitliche Antwort auf die Umwelt: die Erregung ist die physisch-sensorische, materielle Reaktion, die Empfindung ist deren ideelle, seelisch-geistige Seite. Lacan entfaltet, wie gesagt, die seelische Dimension des Ideellen in den Registern des Imaginären, d.h. der bildhaften Gedanken und des Symbolischen, d.h. der sprachlichen Gedanken. Daraus folgt, dass reale Empfindungen und imaginär-symbolische Gedanken die ideelle Seite des Körpers sind. – Im Folgenden erläutern wir die (vor)geburtliche Hintergrunddimension des Realen anhand einzelner Charakterisierungen des Realen, die Rolf Nemitz (2016) in seinem Lacan-Blog formuliert hat, und die wir ergänzen und kommentieren werden.3

 

3. Die pränatale Hintergrunddimension des Realen

3.1. „Das Reale ist, was der Symbolisierung absolut widersteht“

Die Starrheit vorgeburtlicher Prägung und ihr existenzieller Charakter stehen tatsächlich einer Symbolisierung entgegen, zumal sich die Fähigkeit zu einer Symbolisierung, d.h. zu einer Versprachlichung von Erfahrung erst später, zeitlich weit nach der Geburt entwickelt. Im Grunde lässt sich sagen, dass Laplanches „anthropologische Grundsituation“ bereits vor der Geburt besteht (Laplanche 2004; ders. 2017, S. 89 ff. u. S. 111 ff.). So, wie der Mensch bereits vor der Geburt existiert, erstreckt sich auch die anthropologische Grundsituation auf die pränatale Zeit aus. Laplanches Grundgedanke ist, dass die Botschaften des Andern, die auf dessen Bedürfnis, dessen Anspruch und Begehren beruhen, zunächst im realen Unbewussten „implantiert“ werden (vgl. Dejours, Gernet 2022). In der nachgeburtlichen Zeit handelt sich um die mütterliche Milch, den Blick oder die Stimme des Andern bzw. um die entsprechenden Organe (Brustwarze, Auge, Mund): Es entsteht eine sensorische, visuelle oder akustische Erregung, deren seelische Seite zunächst die reale Empfindung ist. Aber bereits das Ungeborene nimmt über das mütterliche Blut, das in der Nabelschnur transportiert wird, fremde Stoffe auf: Nährende Stoffe, aber auch irritierende, wie etwa die Stresshormone. Das Botschaft des Andern wird zunächst über die Nabelschnur vermittelt, welche das Ungeborene zu einem Körperorgan der Mutter macht, welches, ähnlich wie andere Organe, auch dem mütterlichen Stress ausgesetzt sein kann. Auf der materiellen Ebene beeinflusst dieser Stress nicht nur den Cortisolspiegel des Kindes, sondern unter Umständen auch dessen Genetik, so auch die Expression der Gene oder die Länge der Telomere (Moog et al. 2016; Verner et al. 2021). Natürlich hört und spürt das Baby zudem den Herzschlag der Mutter, es hört ihre Stimme und auch die Stimmen der Umwelt. Es spürt die Berührungen, wenn Eltern den mütterlichen Bauch betasten, aber es spürt auch, im Falle einer Zwillingsschwangerschaft, die körperliche Nähe des Geschwisters und seine Gefühle. All dies sind pränatal empfangene Botschaften des Andern, die sich im realen Unbewussten des Babys gleichwie „einritzen“. Rank (2007, S. 3) spricht hier „vom letzten Ursprung des Seelisch-Unbewussten im Psychophysischen“. Es ist der Punkt, an welchem die psychoanalytische Forschung „ihre natürliche Grenze, zugleich aber auch ihre Fundierung findet“. Das „eigentliche Unbewusste“ erweist sich „als das im wachsenden Ich unverändert fortlebende Embryonale“. Dieses „eigentliche Unbewusste“ ist das „reale Unbewusste“, das sich im vorgeburtlichen Leben herausbildet. Natürlich endet dieser Prozess nicht mit der Geburt: Das reale Unbewusste wird fortwährend, bis zum Tod, mit „Botschaften“ versorgt. Aber vielleicht ist das embryonale Reale eine Art Behältnis für alle Empfindungen, die später entstehen. Auf jeden Fall treten Empfindungen in zweierlei Form auf: Erstens als Empfindungen, die transformierbar bzw. übersetzbar sind, und zweitens als Empfindungen, die generell nicht transformierbar sind, im Wesentlichen wegen ihrer exzessiv-traumatischen Natur. Es handelt sich um das „Reale des Realen“ (Badiou 2015, S. 7). Lacan bezeichnete diesen „nicht-aufgehenden“ Überrest als „Objekt a“ (Evans 2002, S. 205), Dejours und Gernet (2022) sprechen hier von einem „amentiellen (d.h. nicht-gedachten) Unbewussten“.4 Nur auf dieses Reale bezieht sich die oben erwähnte Charakterisierung: „Das Reale ist, was der Symbolisierung absolut widersteht“ (Nemitz 2016). Diese Empfindungen, so auch die Empfindungen des Ungeborenen, sind dem Bewusstsein für immer verborgen. Wir können auch nachträglich diese Empfindungen in kein Register des Wissens übersetzen: Sie bleiben das radikal Andere, das absolut Nicht-Symbolisierbare, jener gewaltige Anteil der Welt, der nicht erkennbar ist, gewissermaßen, um dies theologisch auszusprechen, die Essenz oder das Wesen Gottes (vgl. Lossky 1963, S. 153 ff.).

Zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich bei der entsprechenden kognitiven Reife, können reale Empfindungen unter Umständen in Bilder und Wörter, d.h. in Sach- und Wortvorstellungen transformiert bzw., wie Laplanche (2004; 2017) sagt, übersetzt werden. Nun werden die Effekte des Realen gewissermaßen in der Maschinerie der Wissensregisters bearbeitet, durch Selektion, Verschiebung, Verdichtung, Projektion und – falls nötig – erneute Verdrängung.5 Letztere Abwehr erfolgt z.B., so Rank (2007, S. 137), wenn das Geburtstrauma als eine Art „Urkastration“ den ödipalen Konflikt auflädt, d.h. die Kastrationsdrohung traumatisch intensiviert. Die nachträgliche Übersetzung der Empfindungen, die in der Schwangerschaft und in der Zeit der Schwangerschaft entstanden sind, zeigt sich dann in persönlichen Träumen und Phantasien (in kulturwissenschaftlicher Hinsicht seit Shakespeare bzw. der Literatur des 19. Jahrhunderts, heute in der Psychotherapie), aber auch früher bereits in kollektiven Mythen (vgl. Rank 2007; Janus 2013). Generell kehrt das reale Geburtstrauma, d.h. dessen nachträgliche „Einschreibung“ also in den Registern des Wissens, wie Rank sagt, in der „symbolischen Anpassung, heroischen Kompensation, ethischen Reaktionsbildung, ästhetischen Idealisierung und philosophischen Spekulation“, aber auch in der Produktion neurotischer Symptome wieder (Rank 2007, S. 175). Das prä- und perinatale Reale übt somit einen „Effekt“ auf die (imaginären und symbolischen) Register des Wissens aus (vgl. Badiou 2015, S. 191). Insofern entzieht sich das reale Unbewusste keineswegs dem Zugriff der „Symbolisierung“. Empfindungen, die (vor-)geburtlich entstehen, sind also solche, die entweder gar nicht oder zumindest nachträglich übersetzt werden können. Bewusst gewordene Gedanken können jedoch, anstelle dass sie sich im Bewusstsein etablieren, z.B. wegen ihres anstößigen Inhalts erneut verdrängt werden. Freud (1915, S. 250 f.) spricht hier von der „eigentlichen Verdrängung“, d.h. von einer „zweiten Stufe der Verdrängung“ (vgl. Fußnote 3). Diese Gedanken bilden das „verdrängte Unbewusste“, in dessen „Dunkel“ die Triebrepräsentanzen um so „ungestörter und nachhaltiger“, wie Freud sagt, „wuchern“ können. Insofern gibt es ein reales (eingeschlossenes) Unbewusstes und ein imaginär-symbolisches (verdrängtes) Unbewusstes.

Goetzmann, Ruettner und Siegel (2023) haben kürzlich vorgeschlagen, die drei Register des Psychischen um eine weitere psychische Dimension zu ergänzen, die als das „Phänomenal-Atmosphärische“ bezeichnet wird. Im Grund handelt es sich um die Dimension der Gefühle. Die einfachsten Formen von Gefühlen sind ja Hunger, Durst, Schläfrigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Schmerz, auch der Harndrang usw. – und die komplexeren Gefühle sind Neid, Schuld, Scham, Eifersucht, Ekel (Solms 2021, S. 96 u. S. 114).

Gefühle sind – im Gegensatz zu Emotionen in neurobiologisch unreiferen Abschnitten des Gehirns – immer bewusst. Lediglich die kontextuellen oder situativen Umstände, auf die sie sich beziehen, können unbewusst, d.h. – wie etwa im Fall des Schuldgefühls – verdrängt sein (Solms 2021, S. 87). Allerdings: Auch wenn Gefühle bewusst sind, können sie dennoch sekundär abgewehrt werden. Moser (2009, S. 65) bezeichnet diese Abwehr als eine „Desaffektualisierung“. Zu deaffektualisierten Zuständen tragen unmittelbare Regulierungen in der Beziehung bei (etwa in Form einer vermeidenden Distanzierung oder einer manipulativen Kontrolle des Objekts), aber auch Spaltungs- und dissoziative Prozesse oder die projektive Identifizierung (Moser 2009, S. 65 ff.). Auf einer reiferen Ebene spielen sog. „repräsentionale Abwehrformen“ eine Rolle (Moser 2009, S. 38 ff.): Schon der Akt der sprachlichen Bestimmung hat einen regulativen Charakter, indem Gefühle, indem diese benannt werden, weniger intensiv sind. Weitere Abwehrformen sind die Rationalisierung, die Verschiebung oder Verleugnung, die als repräsentationale Manöver innerhalb des symbolischen Registers verstanden werden können. Entsprechend übt die Aktivität des orbitofrontalen Kortex auf der materiellen Seite des Ideellen einen hemmenden Einfluss auf die Amygdala aus, also auf das Netzwerk, in welchem negative Emotionen generiert werden (Roth 2001, S. 322). Die evolutionäre Funktion der Gefühle, die aus diesem Grund auch bewusst sein müssen, ist die Bewertung einer inneren oder äußeren Erfahrung, also ob diese gut oder schlecht, lustvoll oder unlustvoll ist. In vergleichbarer Weise argumentiert Moser (2009, S. 59) aus einer situationstheoretischen Sicht, dass ein Affekt eine gewisse Situation „indiziert“. Auf jeden Fall lassen sich solche einfachen, eher körperlichen, oder auch komplexen Gefühle als bildlose und nicht-sprachliche Gedanken auffassen, die zunächst auf einer rein phänomenalen Ebene bestehen (Demmerling 2021). Sie sind zwar als Phänomen präsent, aber, wie gesagt, weder bildhaft noch sprachlich bestimmt. Herrmann Schmitz (2014, S. 30) beschreibt die Gefühle als „räumlich ergossene Atmosphären“. Dieses „Phänomenale“ ist weder bildlich noch sprachlich verfasst. Sobald aber ein Gefühl (z.B. im Traum als Bild oder im Wachleben) als sprachliche Aussage bestimmt wird, verliert das Gefühl seine reine Phänomenalität und erhält dafür eine imaginäre bzw. symbolische Dimension. Die atmosphärische, zunächst phänomenale Welt der Gefühle entsteht also in der Übergangszone vom Realem (mit den Empfindungen) zum Imaginär-Symbolischen (mit bildlichen und sprachlichen Gedanken). Diese Zone ist weniger ein borromäischer Ring (in Gestalt des Realen, Imaginären und Symbolischen) als vielmehr eine bereits präsente, ideelle, phänomenale Atmosphäre.

Nun lautet unsere These, dass nicht nur reale Empfindungen, sondern auch das phänomenale Bewusstsein bereits während der Schwangerschaft und damit auch perinatal bestehen. Man muss sich hier nochmals klar machen, was mit dem Begriff „Bewusstsein“ gemeint sein könnte. Gerhard Roth (2001, S. 188) betrachtet Bewusstsein als „individuell erfahrene(n) Erlebniszustand“, d.h. aus dieser Sicht umfasst Bewußtsein alle Zustände, die von einem Individuum erlebt werden. Insofern gibt es nicht das Bewusstsein schlechthin, „sondern eine Vielzahl von ganz verschiedenen Bewusstseinszuständen“ (Roth 2001, S. 193). Im Gegensatz zu Roth sind wir allerdings nicht der Ansicht, dass dieses Erleben durch Sprache bestimmbar sein muss, um sich als „bewusst“ zu qualifizieren. Auch Tiere, z.B. eine Fledermaus oder ein Schimpanse haben wohl Bewusstsein. So fasst Thomas Nagel (2007, S. 262) die Definition des Bewusstseins deutlich weiter. Er sagt in einem berühmten Artikel: „Die Tatsache, daß ein Organismus überhaupt bewusste Erfahrungen hat, heißt im Wesentlichen, daß es irgendwie ist, dieser Organismus zu sein.“ (im Original: „The fact that an organism has conscious experience at all means, basically, that there is something it is like to be that organism.“). Solms und Friston (2018, S. 203) bezeichnen diese fundamentale Eigenschaft des Bewusstseins als ‚something-it-is-like-ness‘ (oder etwas vollständiger formuliert: „something-it-is-like-to-be-ness“). Bewusstsein ist demnach ein mentaler Zustand, der sich auf die Erfahrung der eigenen Existenz, des eigenen Seins bezieht. Die Tatsache zu sein, kann durch Bewusstsein erfahren werden. Der Organismus weiß oder hat eine Ahnung davon, daß dass es ihn gibt. Insofern ist das Bewusstsein etwas wie das Sein des Organismus. Und dem entsprechend ist phänomenales Bewusstsein ein nicht-sprachliches Wissen zu sein, das in einem weiteren Schritt imaginär (bildlich) bzw. symbolisch (sprachlich) bestimmt werden kann.

Vor diesem Hintergrund plädieren wir dafür, dass das Reale der vorgeburtlichen Zeit sich zwar dem Symbolischen entzieht, dass aber Effekte des Realen, d.h. der realen Empfindungen sich durchaus auf ein bereits bestehendes oder sich während der pränatalen Zeit entwickelndes Bewusstsein auswirken. Dafür spricht, dass das phänomenale, d.h. emotionale Bewusstsein nicht auf die Funktion der Großhirnrinde angewiesen ist. So argumentiert der Psychoanalytiker und Neurowissenschaftler Marc Solms, dass auch Menschen, die ohne Großhirnrinde geboren wurden, Emotionen bzw. Gefühle haben. So wirkt in der folgenden Abbildung das Mädchen, das an einem Hydrocephalus leidet, auf einmal glücklich, als ihm sein kleiner Bruder auf den Bauch gelegt wird (Solms u. Panksepp 2012, S. 162).

 

Abbildung 1: Affektive Reaktion eines jungen Mädchens mit Hydrocephalus (zit. nach Solms, Panksepp 2012, S. 162; das Foto wurde mit Erlaubnis der Mutter veröffentlicht und darf für wissenschaftliche Publikationen verwendet werden).

 

Solms und Panksepp (2012) vertreten die Ansicht, dass phänomenales Bewusstsein bereits subkortikal im Hirnstamm generiert wird, v.a. in der Formatio reticularis, im aufsteigenden retikulären Aktivierungssystem (ARAS) und im Periaquäduktalen Grau (PAG), d.h. in neuronalen Systemen, die in ihrer Anlage bereits ab der 8. Woche in der Schwangerschaft bestehen (Breedlove u. Watson 2013). Dies würde bedeuten, dass Ungeborene bereits in den ersten Monaten ihres Lebens über ein phänomenales Bewusstsein verfügen. Wir vermuten, dass auch das Imaginäre, das auf verschiedentlichen Sinneswahrnehmungen und Empfindungen beruht, bereits ein phänomenales Bewusstsein aufweist, so, wie man weiß, dass Ungeborene bereits ab der 24. Schwangerschaftswoche hören können und später die Stimmen der Eltern wiedererkennen (Gerhardt u. Abrams 2001). Berücksichtigt man den Effekt des Realen auf das Phänomenale, könnte man dieses pränatale Erleben als das Phänoreale bezeichnen. So würde das Phänoreale der vorgeburtlichen Zeit eine ganz frühe, präziser: die früheste Form des menschlichen Bewusstseins sein. Es bildet ein existentielles Hintergrundgefühl der Sicherheit, des Aufgehobenseins, aber auch der Gefahr und Bedrohung. Es stellt sich die Frage, ob, wenn es pränatal bereits phänomenale Gefühle bzw. Affekte gibt, in diesem Fall auch Maßnahmen der Desaffektualisierung ergriffen werden können, damit sich das Baby vor der Exzessivität der Gefühle schützen kann. Tatsächlich wird heute angenommen, dass subkortikale Schaltkreise, welche die Freisetzung bestimmter Neurotransmitter in die Wege leiten, eine pränatale Emotionsregulierung in Form einer frühesten Deaffektualisierung ermöglichen. So scheint bei Ungeborenen der Neurotransmitter Oxytocin eine protektive und gegenregulierende Rolle bei stressbedingten Glukokortikoideffekten seitens einer – unter Umständen traumatisierten – Mutter zu spielen. Die unterschiedliche Stressempfindlichkeit der Babys lässt sich heute sowohl genetisch wie epigenetisch erklären (Kajanoja et al. 2022). Eine weitere Regulation des mütterlichen Cortisols erfolgt bereits im Vorfeld, indem nämlich ein bestimmtes Enzym, die sogenannte 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2 (11β-HSD-2) sowohl im fötalen Gewebe wie in der Plazenta exprimiert wird: 11β-HSD-2 wandelt mütterliches Cortisol in die inaktive Form des Cortisons um und kann das Ungeborene auf diese Weise vor einer überschießenden Glukokortikoidwirkung schützen (Wyrwoll et al. 2011).6 Insofern scheinen dem ungeborenen Baby bereits pränatal physiologische Maßnahmen einer „Desaffektualisierung“ zur Verfügung zu stehen, um eine physiologische, d.h. materielle Homöostase zu erhalten, deren ideelle Seite sich in einer phänomenalen Ausgeglichenheit zeigt: das Baby fühlt sich in diesem Fall mehr oder weniger wohl. Falls diese Gegenregulation einer exzessiven Stressbelastung jedoch scheitert, wird diese pränatale „Programmierung“ eine größere Stresssensitivität des Kindes bewirken, die noch Jahre später, vielleicht über die ganze Lebensspanne hinweg nachgewiesen werden kann (u.a. Bolten et al. 2013; Somers u. Luecken 2022). Darin besteht die eigentliche Nachträglichkeit: dass das Phänoreale (bzw. Phänomenale) imaginär bzw. symbolisch bestimmt wird. Aber es ist auch möglich, dass unerträgliche, phänoreale Spannungen, die aus der vorgeburtlichen Zeit stammen, als passage à l’acte aktualisiert werden, z.B. als Gewalttat gegenüber Anderen oder gegenüber sich selbst.

Man vermag bei der folgenden Geschichte zumindest in Ansätzen den Horror zu erahnen, welchen der kleine Tim bei einem Abtreibungsversuch erlebte. Hier ist der Bericht über seine Geburt:

„Es war gegen elf Uhr, als Tims Mutter am 5. Juli 1997 von ihrem Frauenarzt erfuhr, dass der Junge in ihrem Bauch das Downsyndrom hat. Für die Frau brach eine Welt zusammen. Sie hatte schon ein gesundes Kind. Eine weitere Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt. Vielleicht hatte sie deshalb so lange damit gewartet, die Auffälligkeit bei Tim abklären zu lassen, die der Arzt bereits in der 20. Schwangerschaftswoche festgestellt hatte. Jetzt, am 5. Juli, war sie schon im sechsten Monat. Am frühen Nachmittag stand sie in der Städtischen Frauenklinik Oldenburg. Sie sagte, sie würde sich das Leben nehmen, wenn die Schwangerschaft nicht beendet werde (...). 690 Gramm wog er, 32 Zentimeter war er groß, als er gegen ein Uhr morgens da war. Die Mutter wollte ihn nicht sehen. Irgendjemand wickelte ihn in Tücher. Die Hebamme nahm ihn mit in den Kreißsaal. Tim wurde ins Dienstzimmer gelegt. Irgendwann würde er schon sterben. Es kam vor, dass ein Kind seine späte Abtreibung überlebte. Nach ein, zwei Stunden war es vorbei. Aber Tim hat auch am nächsten Morgen noch geatmet, als Schichtwechsel war. Nach neun Stunden entschieden die Ärzte, ihn zu versorgen. Tim kam auf die Intensivstation.“ (Becker 2015)

Der Bericht lässt wohl etwas von dem phänorealen Erleben erahnen, das Tim in der Zeit seiner Geburt widerfuhr: den Horror der Vergiftung, der Vernichtung und des frühesten Winnicott'schen Zusammenbruchs, der früher als jedes Trauma stattfindet (Nissen 2017). Ein solches phänoreales Erleben während der Schwangerschaft bzw. in der Zeit um die Geburt entsteht durch Abtreibungen bzw. Abtreibungsversuche, aber auch durch einen exzessiven traumatischen Stress seitens Mutter, der in dieser Form transgenerationell wirken kann (Moog et al. 2016). Das Phänoreale hinterlässt aber auch die Spur einer coenästhetischen Harmonie, etwa in Form eines „reinen Narzissmus“, der eine „Paradieses-Sehnsucht“ begründet (Dessuant u. Grunberger 2000, S. 24). Rank (2007, S.178 f.) sagt, dass die „Urtendenz der Libido“ in dem „Streben nach Widerherstellung der lustvollen Ursituation im Mutterleib“ besteht. Als Ausdruck der höchsten Lust ist diese aber gleichzeitig mit der Urangst vor der Geburt als Akt der Unterbrechung und des Verlustes verbunden. Die Erfahrung der Geburt hinterlasse einen Urangstaffekt, d.h. eine Angst davor, dass eine zutiefst lustvolle Situation in eine extrem unlustvolle Situation verwandelt wird. Je stärker die traumatische Qualität, desto ausgeprägter ist die Angst. So erklärt sich die Mischung aus unbewusster Lust (nach welcher wir uns sehnen, die wir begehren) und bewusster Unlust, die sich aus der perinatalen Angst ableitet. Insofern erachtet Rank (2007, S. 202) beispielsweise den Geburtsakt als eine typische frühe Fixierungsstelle; als Ort der Urfixierung infolge eines existentiellen Verlustes. In diesem Punkt, nämlich der Bedeutung der traumatischen Urangst und des frühesten Objektsverlustes, gestand Freud Otto Ranks Ausführungen durchaus eine Berechtigung zu:

„Der Geburtsvorgang ist die erste Gefahrsituation, der von ihm produzierte ökonomische Aufruhr wird das Vorbild der Angstreaktion; wir haben vorhin die Entwicklungslinie verfolgt, welche diese erste Gefahrsituation und Angstbedingung mit allen späteren verbindet, und dabei gesehen, daß sie alle etwas Gemeinsames bewahren, indem sie alle in gewissem Sinne eine Trennung von der Mutter bedeuten, zuerst nur in biologischer Hinsicht, dann im Sinn eines direkten Objektverlustes und später eines durch indirekte Wege vermittelten. Die Aufdeckung dieses großen Zusammenhanges ist ein unbestrittenes Verdienst der Rankschen Konstruktion. Nun trifft das Trauma der Geburt die einzelnen Individuen in verschiedener Intensität, mit der Stärke des Traumas variiert die Heftigkeit der Angstreaktion, und es soll nach Rank von dieser Anfangsgröße der Angstentwicklung abhängen, ob das Individuum jemals ihre Beherrschung erlangen kann, ob es neurotisch wird oder normal.“ (Freud 1926, S. 182).

Im gleichen Text erwähnte Freud (1926, S. 186) die Unfertigkeit und entsprechende Hilflosigkeit des Kindes bei der Geburt. Das Kind verbringt in diesem Zustand gleichsam ein „extrauterines Frühjahr“ (Adolf Portmann), während andere Säugetiere wesentlich reifer geboren werden.

 

3.2. „Das Reale kann sich durch ‚eine massive, bedrückende materielle Präsenz‘ auszeichnen.“

Diese Aussage entspricht genau den Beobachtungen im Rahmen der pränatalen Psychologie: Pränatale und perinatale Traumen können durch eine solche massive, „bedrückende und materielle Präsenz“ gekennzeichnet sein. Oft kommen lähmende depressive Körper-Erfahrungen und existentielle Unwertgefühle als Folge von vorgeburtlichen oder geburtlichen Erfahrungen vor. Es ist das Exzessive des traumatischen Phänorealen, welches diese massive Präsenz bewirkt, die einen extrem intensiven, und in diesem Sinne „materiellen“ Charakter hat, wie wir bereits oben geschildert haben.

 

3.3. „Das Reale ist das Unmögliche.“

Aus Sicht der pränatalen Psychologie entsprechen die vorgeburtlichen und geburtlichen Erfahrungen der vorgeburtlichen Wirklichkeit und sind in Bezug auf die nachgeburtliche Wirklichkeit tatsächlich „unmöglich“: Vor der Geburt schwebt das Kind im Fruchtwasser; nach der Geburt ist es der Schwerkraft ausgesetzt und erst in der neuesten Zeit ist durch technische Erfindungen das „Schweben und Fliegen“ in der Wirklichkeit möglich; vor der Geburt wird das Kind kontinuierlich durch die Nabelschnur ernährt, nach der Geburt muss das Kind selber saugen, dann als Erwachsener die Nahrung der Natur durch Sammeln und Jagen mühsam abgewinnen, bis schließlich durch Erfindung von Ackerbau und Viehzucht eine kontinuierlichere Ernährung sicher gestellt ist. Das Reale ist also in doppelter Weise „unmöglich“: Weil es auf einen (aus späterer Sicht) unmöglich gewordenen Zustand des Pränatalen verweist; aber auch, weil es unmöglich ist, sich in den Registern des Imaginären und Symbolischen an die realen Empfindungen unmittelbar zu erinnern.

 

3.4. „Das Reale ist das, was am selben Platz immer wiederkehrt.“

Wegen des Prägungscharakters der vorgeburtlichen Erfahrungen können diese Erfahrungen als Vergegenwärtigungen in immer wieder gleicher Weise auftauchen. Assoziationen des „Wiederholungszwanges“ bei Freud oder zur „Wiederholung“ bei Lacan liegen nahe. So können gegenwärtige Situationen beispielsweise bedrohliche Engeempfindungen auslösen, die auf die Erfahrung einer traumatischen Enge bei einer schwierigen Geburt verweisen, oder eine sich wiederholende bzw. verfolgende Angst vor dem Sterben (Todesangst) lässt eine Vernichtungserfahrung im Zusammenhang mit einem Abtreibungsversuch lebendig bleiben. Das Reale ist für Lacan eine Hauptquelle der Symptombildung. Lacan formuliert es so, „dass das Symptom etwas ist, was (…) nicht aufhört, vom Realen her geschrieben zu werden“ (Nemitz 2016). Aus der pränatal-psychologischen Beobachtung ergibt sich die Vermutung, dass letztlich alle Symptomatik auf solchen pränatalen und pränatalen traumatischen Erfahrungen oder Verformungen der Affekte und der Empfindungen beruhen. Wenn man das Symptom in der Therapie auf seine Wurzeln hin verfolgt, findet man regelmäßig geburtliche und vorgeburtliche Traumatisierungen (Hochauf 2007; ders. 2014 u.a.). – Dazu ein Beispiel aus einer Supervision (Janus):

Eine junge Frau von 28 Jahren wird durch schwerste Schuldgefühle und einen elementaren Selbsthass gequält. Der primäre Hintergrund bestand darin, dass der Vater radikal die Abtreibung wünscht, es aber der Mutter gelang, an der Schwangerschaft festzuhalten. Das Gefühl der Patientin ist: Wenn es sie nicht gäbe, hätten die Eltern keinen Streit und alles wäre gut. Im Hintergrund hat sie durchlaufende Suizidimpulse.

Wiederholungen zeigen sich in Handlungsdurchbrüchen (passage à l’acte), etwa dem plötzlichen Abbruch einer Therapie, im Ghosting, aber auch in Wiederholungen z.B. in Zwillingsübertragungen (das Erleben von Harmonie bzw. die Angst vor bedrohlicher Nähe) oder in panikartigen Verlustängsten, der ursprüngliche Auslöser der frühe Verlust eines Zwillingsgeschwisters ist. Alle infantilen Erinnerungen sind „Deckerinnerungen“, die sich auf das Trauma der Geburt beziehen (Rank 2007, S. 11). So lässt sich auch die Geburt als eine „Urkastration“ verstehen, von welcher sich die spätere, ödipale Kastrationsangst ableitet; darum hat, so Rank, die „Kastrationsdrohung“ eine solche „kolossale Wirkung auf das Kind“. Überhaupt verschiebt sich die „Angstbereitschaft“ des Kindes dann „gerne auf alles mögliche“ (Rank 2007, S. 11). Typisch sind z.B. wiederkehrende Träume, die mit einem körperlichen Erleben einhergehen, z.B. mit einem Kältegefühl, Sturz, Enge, mit dem Durchqueren von Treppenhäusern oder dem Aufenthalt in Liftschächte oder in Liften, die plötzlich abstürzten oder zerquetscht werden.7

 

3.5. „Das Reale zeigt sich … darin, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir möchten, also darin, dass sich etwas querstellt.“

Hier besteht ein direkter Zusammenhang zum psychoanalytischen Konzept des „Widerstands“, der nach dem üblichen psychoanalytischen Verständnis durch Aktivierung unverarbeiteter Kindheitskonflikte bedingt ist, die aber eben nach pränatal-psychologischer Beobachtung dahinter in der Regel noch eine Wurzel in einer traumatischen vorgeburtlichen und geburtlichen Belastung haben, was sich in reflexhaften Vermeidungen äußern kann.

 

4. Abschließende Bemerkungen

Die vorgeburtliche Welt als erstes Universum ist der unerkannte Hintergrund für unser Erleben der äußeren Welt. Wir erleben den Makrokosmos im Spiegel des vorgeburtlichen Mikrokosmos (Rank 2005, S. 125 ff.). Erst die Aufklärung ermöglichte es, mit der Idee, das einzig Reale sei die göttliche Wirklichkeit, abzuschließen. Nun bestand die Forderung sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, nach einer Bestimmung aus uns selbst zu suchen. In der Folge blieb die Erforschung der Innenwelt des Individuums im Fous der Literatur des 19. Jahrhunderts und setzte sich in der Psychoanalytischen Forschung des 20. Jahrhunderts fort. Im Rahmen der pränatalen Psychologie entdecken wir nun, dass die religiöse Welt mit ihren Himmeln und Höllen eine Projektion der vorgeburtlichen Welt ist und diese deshalb unsere Urwirklichkeit oder erste Heimat ist (Janus 2017), bzw. das eigentlich „Reale“. In diesem Sinne ist die Religion keine „Illusion“, wie Freud konstatierte, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt, um mit der vorgeburtlichen Erlebniswirklichkeit in Kontakt zu bleiben. Insofern betreffen psychologische Erkenntnisse zutiefst unser Selbstverständnis.

Freud nun sah in den Trieben die bestimmende Wirklichkeit und Lacan in den Registern oder Ordnungen des Erlebens, was eine wertvolle Ergänzung zur Perspektive Freuds darstellt. Darüber hinaus scheint es uns (im Gegensatz zu Lacan) wichtig, dass man die Ordnungen oder Register in einen entwicklungspsychologischen Zusammenhang bringen kann. Aus unserer Sicht beschreiben sie die in der frühkindlichen Entwicklung aufeinanderfolgenden Mentalitäten: das Imaginäre entspricht dem traumartigen Erleben des Säuglings und Kleinkinds, das Symbolische dem Erleben des sprachfähigen dreijährigen und noch älteren Kindes und, wie wir jetzt hinzufügen können, das Reale bzw. Phänoreale in seiner ersten Ausprägung dem vorgeburtlichen Erleben. Und man könnte noch ergänzen, dass diese drei Dimensionen unseres Erlebens lebenslang in uns wirksam bleiben. Sie sind dabei in einer Weise miteinander verknüpft, wie Lacan es mit dem borromäischen Knoten zum Ausdruck gebracht hat. Es scheint so, dass die so augenscheinlichen Bezüge des Realen mit dem Pränatalen bisher nicht ausdrücklich diskutiert wurden und wohl auch nicht von Lacan angesprochen wurden. Möglicherweise hat Lacan sich ja allzu einlinig auf die Psychoanalyse Freuds bezogen und unter Bezug darauf seine eigene Perspektive entwickelt, ohne sich auf das vielschichtige Feld der frühen Psychoanalyse weiter zu beziehen.

Andernfalls hätte die enorme kulturpsychologische Bedeutung des Realen bzw. des Pränatalen mehr in den Blick kommen können, wie dies bereits von Rank im zweiten Teil seines Buchs Das Trauma der Geburt und in dem Buch Kunst und Künstler paradigmatisch ausgeführt worden ist. Daran anschließend haben der Kölner Maler und Kunsttherapeut Klaus Evertz und Ludwig Janus in zwei Büchern (Evertz u. Janus 2003; Janus, Everts 2008) ausführlich dargelegt, dass man die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts in wesentlicher Hinsicht als eine Erkundung der pränatalen Dimension in unserem Erleben verstehen kann, bzw. auch als eine Erkundung des Phänomenalen bzw. Phänorealen. Die grundsätzliche kulturpsychologische und psychohistorische Dimension der Einbeziehung der vorgeburtlichen und geburtlichen Lebenswirklichkeit hat Ludwig Janus in den letzten Jahren in mehreren Büchern beschrieben und erläutert (Janus 2011; ders. 2018; ders. 2019; ders. 2020a; ders. 2020b, ders. 2021). Wegen der eigentlich pränatalen Bedeutung des „Realen“ hätte sein Buch Texte zur pränatalen Dimension in der Psychotherapie (2020b) auch unter dem Titel Texte zur Dimension des ‚Realen‘ in der Psychotherapie veröffentlichen können.

Wegen der so grundsätzlichen Bedeutung einer Diskussion der Bezüge des Realen zum Pränatalen möchten wir abschließend noch auf einen Krisenpunkt in dem Konflikt zwischen Freud und Rank um die Bedeutung des Pränatalen zurückkommen. Die Entwicklung in diesem Konflikt kulminiert in den Jahren 1923 und 1924, als Freud in seiner Arbeit „Zum ökonomischen Problemen des Masochismus“ (1924) eigentlich die quälerischen Aspekte einer schwierigen Geburtserfahrung gewissermaßen von innen als „geknebelt, gebunden, in schmerzhafter Weise geschlagen, gepeitscht, irgendwie mißhandelt, zum unbedingten Gehorsam gezwungen, beschmutzt, erniedrigt zu werden" beschreibt (Freud, 1924, S. 374). Dabei bleibt aber der für den bzw. die Pränatalpsycholog:in offensichtliche Zusammenhang mit der Matrix II der Geburt, wie sie von Grof (1983) als Erleben der Austreibungsphase beschrieben wurde, völlig verdeckt. Es handelt sich aus pränatal-psychologischer Sicht bei diesen quälenden Aspekten um die von Rank beschriebenen Vergegenwärtigungen geburtlicher Not. In einer für Freud charakteristischen Weise ordnete er diese Aspekte als „masochistischen Trieb“ ein und verkannte damit den entwicklungspsychologischen Aspekt der Wiederholung einer Geburtserfahrung in Gestalt traumabedingter Ich-Veränderungen. Ein anderes Beispiel für die Verkennung des Bezugs auf eine negative Erfahrung mit der vorsprachlichen Mutter ist deren Mythologisierung als Ausdruck des „Todestriebs“. Dieser Bezug wird darin offensichtlich, dass Ferenczi auf Freuds Konzept klärend mit einer Fallbeschreibung antwortete, die den Titel „Der Todestrieb des unwillkommenen Kindes“ (1929) trug. Und Rank (2002) stellte in seiner Rezension von Freuds Hemmung, Symptom und Angst (1929) lakonisch fest: „Die ‚böse Mutter‘ hat Freud nie gesehen.“ Dabei ist es wichtig zu sehen, dass die von dem amerikanischen Analytiker Whitebook (2018, S. 409) diagnostizierte „Lakune“ in Freuds Wahrnehmung der frühen Mutter-beziehung nicht nur ein persönliches Problem war, sondern aus der patriarchalen Geschichte heraus ein Signum seiner Zeit darstellte.

 


*Der Artikel beruht auf einem Vortrag der Autoren im Institut für Philosophie, Psychoanalyse und Kulturwissenschaften, IPPK, Berlin (gehalten am 21.11.2022).

2 Mit „Symbolik“ ist an dieser Stelle die u.a. scholastische Auffassung des Symbolischen gemeint, d.h. dass „etwas für etwas anderes“ steht, z.B., das Symbol für das Symbolisierte, der Signifikant für das Signifikat, das Manifeste für das Latente (vgl. Nöth 2000, S. 9).

3 Die folgenden Zitate sind dem erwähnten Blog-Eintrag entnommen.

4 Manche realen, wohl traumatischen Empfindungen mögen zwar übersetzbar sein. Sie werden aber dennoch nicht ins Bewusstsein zugelassen. Dies entspricht am ehesten Freuds „Urverdrängung“: Diese Empfindungen (die mit einer starken Erregung einhergehen) werden aktiv ins Unbewusste zurückgedrängt bzw. wie Freud (1915, S. 251) sagt, vom Bewusstsein „abgestoßen“, ohne jemals bewusst geworden zu sein. So stellt Freud fest: „Wir haben also Grund, eine Urverdrängung anzunehmen, eine erste Phase der Verdrängung, die darin besteht, daß der psychischen (Vorstellungs-)Repräsentanz des Triebes die Übernahme ins Bewusste versagt wird. Mit dieser ist eine Fixierung gegeben; die betreffende Repräsentanz bleibt von da an unveränderlich bestehen und der Trieb an sie gebunden. Dies geschieht infolge der später zu besprechenden Eigenschaften unbewusster Vorgänge“ (Freud 1915. S. 250). Wahrscheinlich findet dieses „Zurückdrängen“ in einer Randzone des Realen, nämlich im Vorbewussten, statt.

5 Bion (1995 [1962]) unterscheidet zwischen alpha- und beta-Elementen: Alpha-Elemente sind die Grundlage bildhafter und sprachlicher Gedanken. Beta-Elemente lassen sich hingegen nicht transformieren. Sie versammeln sich auf einem „beta-Schirm“ [beta-screen] oder werden evakuiert, z.B. in den einen Körper oder in den Körper oder seelische Welt einer anderen Person (via projektive Identifikation). In der Enklave des realen Unbewussten gibt es also übersetzbare alpha-Empfindungen (die allenfalls „urverdrängt“ bleiben) und nicht-übersetzbare beta-Empfindungen. Die alpha-Gedanken die sich im Vorbewussten ausbilden, vermögen entweder direkt ins Bewusstsein zu dringen, oder sie werden, z.B. unter dem Einfluss moralischer Normen, d.h. des „Überichs“ erneut, d.h. sekundär verdrängt (Laplanche 2004). Allerdings ist die Übersetzung der alpha-Empfindungen in einen bild-haften bzw. sprachlichen Gedanken oft nicht nur fehlerhaft, d.h. ungenau, sondern in der Regel auch unvollständig. Damit ist gemeint, dass reale beta-Kerne in der Übersetzungsarbeit mitgeführt werden. Es handelt sich um das „reale Geröll“ im „Fluss der Gedanken“. Reale Beta-Kerne sind also dem Denken immanent. So dürften auch frühe, pränatale Implantate unbewusste Empfindungen auslösen, die als beta-Kerne im Denken des Subjekts konserviert bleiben. Aber auch frühe Gewalt, z.B. Abtreibungsversuche können solche beta-Kerne hinterlassen.

6 Im Grunde sehen wir hier, in dem Austausch von Cortisol früheste Formen der psychosomatischen Verbundenheit zwischen Subjekt und Objekt (nämlich eine materielle Extrajektion des Cortisols in das Baby) sowie wohl einer der frühesten Formen der Abwehr, indem das Stresshormon des Anderen entschärft wird.

7 Das weibliche Genital als Passage aus und in den Körper wird auch in folgendem Traum symbolisiert, der von Rusbridger (2004) mitgeteilt und von Lunbeck (2022) kommentiert wurde:

„Sie (die Träumerin) lag nackt auf diesem Bett. Ich kann mich nur noch an das Bild erinnern. Plötzlich diese Art von Genitalbereich – aber es sah nicht genau so aus – es sah aus wie eine Blume – nicht einmal – wie sich öffnende Haut – wie ovale rote Augenlider – wie ein Auge – wie eine Blume. Es war schockierend. Sie hatte nicht den Körper einer gewöhnlichen Frau. Diese außergewöhnliche Haut öffnet sich. Teil einer Pflanze.“ (Rusbridger 2004, S. 740, übers. v. Goetzmann)

Die Patientin war eingeschlafen, während sie eine Fernsehsendung über fleischfressende Pflanzen ansah, die Insekten fraßen. Möglicherweise hatte sie Bilder der Venusfliegenfalle gesehen. Die Vagina der Mutter, die Melanie Klein einmal als „vergiftete Mausefalle“ bezeichnete (zit. nach Lunbeck, 2022), ist ein Analogon der Vagina der Traumfrau, die sich in eine Venusfliegenfalle/Augenfalle verwandelt hat. Lunbeck (2022) schlägt vor, den Traum als Darstellung eines verfolgenden und verschlingenden Objekts lesen. So verhindert die Angst vor dem Verschlungen- bzw. Ausgestoßenwerden die (phantasmatische) Rückkehr in den Mutterleib.

 

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Autor:in: Lutz Götzmann, Prof. Dr. med. Psychoanalytiker (SGPsa/IPV), ist in eigener psychoanalytischer Praxis in Berlin tätig und hat seit 2014 eine apl. Professur an der Universität zu Lübeck inne.

Autor:in: Ludwig Janus, Dr. med., ist Facharzt für Psychotherapie in eigener Praxis in Dossenheim bei Heidelberg; Psychohistoriker, Pränatalpsychologe und Ausbilder in der Förderung der vorgeburtlichen Mutter-Kind-Beziehung. Leiter des Instituts für Pränatale Psychologie und Medizin.